
Eine Familie aus Berlin reist zum ersten Mal nach Australien – mit 2 Kindern (Matteo, 4 Jahre und Marti, 10 Monate). Wie Kinder und Eltern die Anreise nach Sydney um die halbe Welt überstehen, das erfahrt ihr hier.
Sydney mit Kindern – ein Artikel von Peggy aus Berlin.
(Mehr über die Planung und Beweggründe zur Reise erfahrt ihr in > Teil 1 des Berichts…)
Sydney mit Kindern – die Reise beginnt
Geschafft! Wir sitzen im Zug nach Hamburg. Knapp bekommen – dauert eben doch noch alles länger so kurz vor der Angst. Nach Murphys Gesetz ist der reservierte Platz natürlich in dem Wagen, der von der Rolltreppe am weitesten entfernt ist. Ganz vorne vom Zug nämlich.
Mit drei riesen Taschen, zwei Rucksäcken, einem Buggy und zwei Kindern im Schlepptau lässt es sich leider garnicht durch einen Zug laufen – also heißt es sprinten.
Am Berliner Hauptbahnhof gibt es auch Aufzüge – eilig haben darf man es damit allerdings nicht – es kann bis zu 15 Minuten dauern bis man damit das gewünschte Geschoss erreicht. Wer das wohl konzipiert hat? Vermutlich jemand, der keinen Zug bekommen musste oder die BahnCard 100 hat und jeden Zug nehmen kann.
Nun also sitzen wir im Zug und fahren gen Hamburg. Die lange (An)Reise nach Australien hat begonnen – wir hoffen wir haben nichts vergessen aber selbst wenn: wie schrieb eine Freundin gestern „wir sind ja nur geografisch am anderen Ende der Welt“.
Martà hat den ersten Teil der Zugfahrt die Aussicht genossen und ab dem zweiten Drittel wollte er laufen;-)
Das ist vermutlich die Einstimmung auf den Flug. Wir sind gespannt, wie viele Krisen es geben wird.
Matteo schaut auf dem iPad Filme und hat vermutlich schon vor Abflug viereckige Augen;-)
Schnell erlidigt – der Flug nach Dubai
Den Flieger haben wir ganz entspannt bekommen, es war sogar noch Zeit, vorher beim Playground von der goldenen Möwe zu toben.
Der Flug nach Dubai war erstaunlicherweise relativ schnell vorüber. Ich konnte endlich den Film „Still Alice“ sehen, den ich schon in Berlin schauen wollte, aber bisher leider verpasst habe.
Martà konnte nach einiger Überzeugungsarbeit gegenüber der Stewardess doch im Bassinet schlafen – jedenfalls für ein gutes Stündchen – es ist ihm doch leider viel zu klein (siehe Foto) und geht nur, wenn er sich garnicht bewegt.
Wir hätten den Trip eher machen sollen;-)
Matteo hat alle Filme, die es im Kinderchannel gab, angespielt und nach jeweils 5 Minuten zum nächsten Film gewechselt. Zu große Auswahl!
Ansonsten sind wir viel gelaufen (das minimiert auch das Thromboserisiko ganz nebenbei).
Sydney mit Kindern – nach dem Umsteigen in Dubai gehts endlich nach Down Under
In Dubai hatten wir nur 1,5 h zum Umsteigen – Matteo hatte furchtbaren Durst und wollte unbedingt sofort Apfelschorle trinken, als wir in dem Shoppingmall-Flughafenterror-Blingblingtempel ankamen.
Dafür blieb allerdings keine Zeit – wir sind nämlich erst mal in die völlig falsche Richtung gelaufen. Man sieht keine Anzeigetafeln vor lauter Shops – wahrscheinlich gibt es auch keine. Für die Orientierung ist das aber ganz schlecht.
Zumal, wenn man – wie wir – vergessen hat zu welchem Gate man muss. Dafür kann man sich Parfum von Nina Ricci als wundervolles Geschenk verpacken lassen.
Naja, letztlich haben wir den Flieger ja bekommen und abgesehen davon, dass es ein riesen Teil von Flugzeug – mit zwei Etagen – ist, ist es total ausgebucht. Aus der Traum von einer Dreiherreihe und einem Schläfchen.
Computerspiele und Pommes für die Kinder
Egal, jetzt kommt es eh nicht mehr drauf an. Matteo ist plötzlich wieder knallwach und spielt, sobald wir sitzen, bis um halb vier Uhr morgens (unserer Zeit) Computerspiele.
Etwas befremdlich fand ich, dass es um drei Uhr morgens, also direkt nach dem Start, ein englisches Breakfast gab. Ach, und um sieben deutscher Zeit gab es gleich Pizza hinterher.
Alle Regeln von halbwegs gesunder Ernährung sind eh außer Kraft gesetzt. Pommes, Pizza, Rührei: Martà nimmt alles. Mit großer Freude (und lauter Einforderung).
Jetzt wo ich schreibe ist es übrigens 9:42 Uhr. Ich habe tatsächlich Hunger. Aber es gibt ja gleich Lunch ;-).
Am besten schlafen die Kinder im Flugzeug
Bis zur Ankunft sind es noch knapp vier Stunden – ein Klacks also – geschlafen haben eigentlich nur die Kinder.
Größere Krisen gab es bisher nicht, kleinere dafür ne Menge. Hatte ich erwähnt dass der Martà seit gestern keine Brust mehr aber dafür (endlich) vier Zähne bekommt? Die Gelegenheit war günstig (für mich).
Sydney mit Kindern – Ankunft in Australien
Wir sind da! Wir haben es tatsächlich geschafft, diese Horror-Flugzeit zu überstehen! Die Kinder haben ganz toll mitgemacht. Alle beide!
Wir sind total müde, aber froh da zu sein. Der Flughafen ist wie ausgestorben und wirkt etwas provinziell. Alles hat zu. Alles!
Im Großraumtaxi zur Ferienwohnung
Der Taxistand ist quasi leer. Ach, halt, da kommt gerade ein Großraumtaxi. Und das hat sogar einen Babysitz. Für Matteo gibt es leider keinen Sitz. Hm. Der Taxifahrer meint, ab vier braucht man keinen mehr. Das habe ich zwar anders gelesen, aber wir wollen auch weg hier.
Von unserem Vermieter in Sydney weiß ich, dass eine Taxifahrt zu seinem Appartement circa 70-90 AUD kosten soll. Nachdem wir losgefahren sind, zeigt sich schnell, dass das wohl nicht reichen wird. Der Taxameter läuft quasi im Sekundentakt und wir haben laut Navi noch 12 Kilometer vor uns und sind bereits bei 50 Dollar. Hm.
Letztlich mussten wir 120 Dollar bezahlen – bleibt irgendwie ein schaler Nachgeschmack. Später stellt sich heraus, dass wir tatsächlich zu viel bezahlt haben.
Das Appartement in Mosman (Studio Yindi) ist sehr schön, mit riesigen Glasfronten über eine komplette Seite, die zu einem satten Garten geht.
Sydney mit Kindern – Tag 2
Nachts sieht man von den Aussichten allerdings nichts, und am nächsten Tag sehen wir vor allem Wasser, also Regen. John, unser Vermieter, schaut kurz rein und fragt ob alles okay ist. Er fährt gleich in den Ort und nimmt mich mit, ich will ein paar Sachen fürs Frühstück besorgen.
Die Kinder schlafen noch – kein Wunder, für sie ist ja eigentlich noch Nacht.
John erklärt mir auf dem kurzen Weg zum Bridgwater Shoppingcenter, dass es ein Kartensystem für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmitteln in Sydney gibt.
Sydney mit Kindern und öffentlichem Verkehr
Es heißt OPAL (siehe Foto), gilt in ganz NSW und funktioniert wie in London: man lädt eine bestimmte Summe auf eine kleine Karte.
Wenn man in Bus / Bahn / Fähre einsteigt, hält man die Karte an ein Lesegerät und es macht bling. Steigt man wieder aus macht es wieder bling und ein Betrag wird abgebucht – je nachdem wie weit man gefahren ist. Man fährt damit etwas günstiger als wenn man die Tickets so kaufen würde.
Dann erzählt John noch, dass es Sonntags einen Special Tarif gibt. Man fährt den ganzen Tag beliebig oft zum Seniorentarif. Das ganze nennt sich Funday Sunday.
Für 2,50 AU$ pro Person kommt man, wenn man will, sogar bis nach Newcastle (160 km von Sydney).
Ist man mit Familie unterwegs sollte man also in Sydney unbedingt ein Wochenende einplanen und sonntags xbeliebig oft Fähre fahren.Wir haben das ausgenutzt, aber dazu später.
Sydney mit Kindern: Ein Regentag in Sydney
Nach dem Einkaufen bin ich in einen Regenguss geraten – es sollte leider nicht der letzte in Sydney bleiben.
Bis wir fertig waren mit Frühstück und anziehen und, und, und, war es mittlerweile zwei Uhr nachmittags. Wir wollten dann nach Sydney, aber es regnete dermaßen und wir hatten irgendwie sowas von keinen Plan wiewowas in Sydney tun und vor allem wiewomitwann wir wieder zurück finden.
Der Reiseführer lag im Appartement. All das gipfelte in einem totalen Lachflash meinerseits während wir an der Bushaltestelle auf den Bus warteten, der uns von Mosman in die City bringen sollte, und während unsere Schuhe und Strümpfe nassregneten.
Ich habe dann zum Micha gerufen,“was wollen wir in Sydney bei diesem Wetter“?
Wir haben das Ganze dann abgebrochen, sind stattdessen in einer kurzen Regenpause zum Shoppingcenter gelaufen, haben dort etwas fürs Abendbrot eingekauft, zwei leckere Quiches gegessen und Cafe Mocha getrunken, den es hier zu unserer Freude überall gibt.
Wieder Zuhause haben wir es uns gemütlich gemacht und dem Regen dabei zugesehen, wie er an die Scheiben klatschte.
Morgen ist ja auch noch ein Tag. „Morgen“, also Samstag, da ja war auch der Bridgewalk für Micha gebucht, also schnell in die Wetter-App geschaut.
Aussichten: Regen, Regen, Regen. Den ganzen Tag.
Tag 3 – Doch kein Regentag in Sydney
Aber wir haben Glück: als wir aufstehen, nach einer unruhigen Nacht (Martà kommt mit der Zeitumstellung garnicht klar) sieht es von oben vorerst trocken aus. Es bleibt trocken bis zum frühen Nachmittag!
Wir nehmen den Bus und fahren direkt bis The Rocks, Havenviertel und charmantes Herzstück des historischen Sydney.
Bis zum Start der Brückenbesteigung ist noch etwas Zeit und wir können noch etwas bummeln und den Markthändlern dabei zusehen, wie sie ihre Stände aufbauen.
Wochenends ist hier „Rocks Market“ Schwerpunkt „handcrafted“ – also alles von Hand gemacht. Ich finde direkt eine nette Dame, die zuckersüße Babyhalstücher verkauft – mit kleinem Koala vorn drauf. Da kann ich nicht widerstehen. Das erste Souvenir!
Sydney mit Kindern – Sydney von oben sehen
Dann bringen wir Micha zum Bridgeclimb Center und wünschen viel Spass. Ich gehe mit den Kids derweil zum Pylon Lookout, der Aussichtsplattform auf dem Südturm der Harbour Bridge. Wir haben freien Eintritt durch den BridgeClimb (immerhin spart man damit 13 Dollar je Erwachsenen).
Von hier oben hat man einen tollen Blick auf das Sydney Opera House und die komplette Bucht von Sydney. Es ist grandios.
Foto: Matteo schaut durchs Gitter auf die Oper
(Foto: Skyline von Sydney mit Circular Quay)
Im Pylon selbst gibt es Interessantes über den Bau der Brücke zu erfahren.
Zum Beispiel das: Als die Brücke gebaut wurde gab es auf der anderen Uferseite gerade mal 6 (!) Autos, für die die sechsspurige Brücke quasi gebaut wurde;-).
Es wurden sechs Millionen Stahlschrauben erhitzt verbaut: ein Arbeiter hat die Schrauben erhitzt, einer hat sie dem nächsten Bauarbeiter zugeworfen und der hat sie dann mit Eisenhämmer in die Brücke von unten nach oben eingehämmert. Alles ungesichert übrigens.
(Foto: Bucht und Oper von oben)
Sydney mit Kindern: Fußgängerweg über die Sydney Harbour Bridge
Über die Brücke führt auch ein Fußgängerweg. Den spare ich mir aber, denn Matteo hat jetzt schon keine Lust mehr zu laufen („meine Beine sind eingeschlafen“).
Die kleinere Brückentour dauert eineinhalb Stunden und bis dahin ist nur noch eine halbe Stunde, deswegen gehen wir zurück.
Alle gemeinsam stromern wir nochmal durch The Rocks und am Wasser entlang zum Circular Quay.
(Foto: Peggy und Kinderwagen vor Harbour Bridge).
Teure Aussichten auf die Oper von Sydney
Direkt gegenüber der Oper steht übrigens das Park Hyatt Hotel. Wer dort mit Blick auf die Oper in einer Suite schlafen will, muss tief in die Tasche greifen. Es soll 16.000 AU$ kosten, dort zu schlafen. Minimum Stay sind, falls jemand überlegt, 2 Nächte.
Sydney per Riesenrad sehen von Milsons Point aus
Am Circular Quay angekommen, wollen wir eine Fähre zum Luna Park, einem kleinen Vergnügungspark in Milsons Point, auf der Nordseite des Hafens, besteigen. Wir erfahren aber, dass der Quay dort heute geschlossen ist.
Also nehmen wir die Bahn und fahren über die Harbour Bridge dorthin. Der nostalgische renovierte Unterhaltungspark bietet eine kleine Achterbahn, Riesenrad, Scooter und allerlei anderes zum Fahren.
Der Eintritt ist frei, aber um zu fahren muss man ein Ticket kaufen. Das günstigste kostet so um 16 AU$ beinhaltet aber gerade zwei Fahrten.
Die anderen Tickets richten sich nach der Größe der Kinder. Ab 29,95 AU$.
Als wir ankommen, geht direkt ein Platzregen los und ein Blick in den Himmel verspricht nicht, dass es bald aufhört. Na super!
Wir stellen uns an einem Burgerstand unter und harren essend aus – hoffend, dass wir Matteo doch noch die versprochenen Fahrten ermöglichen können.
Nach einer dreiviertel Stunde lässt der Regen nach und wir sprinten zum Ticketcounter und zurück zum Riesenrad. Matteo und ich steigen ein und genießen fünf Umdrehungen die Aussicht auf Harbour Bridge und Opera House.
(Foto: Lunapark mit Blick auf Brücke und Opera House)
Fahrt auf der "wilden Maus" im Luna Park von Sydney
Danach nehmen wir noch die "wilde Maus" Achterbahn, und ich schreie mir die Kehle aus dem Leib.
Nach dem kurzen Thrill versuchen wir irgendwie nach Mosman zurück zu finden, was sich als etwas schwieriger herausstellt, weil ich mich irgendwie anstelle.
Aber wir schaffen es tatsächlich nach eineinhalb Stunden irgendwo in der Nähe von dem uns bekannten Shoppingcenter anzukommen. In den Bussen selbst werden Haltestellen nicht angezeigt oder angesagt. Das macht es für Ortsfremde ziemlich schwer, Abweichungen von festgelegten Routen zu riskieren. Finden wir jedenfalls.
Tag 4 – Kultur in Sydney
Am Sonntag haben wir Glück mit dem Wetter: Nee, nicht etwa Sonne – wir freuen uns über“es regnet gerade nicht“.
John, unser Vermieter, fährt und netterweise zur Fähre in Mosman und dann fahren wir in 25 Minuten an der Oper vorbei zum Circular Quay. Dort angekommen lassen wir uns treiben und landen im Sydney Museum of Contemporary Arts.
(Foto: Matteo und Micha mit Lichtinstallation)
Der Eintritt ist frei (außer für Sonderausstellungen), und oben im 4. Stock gibt es ein Café mit grandiosem Ausblick auf das Viertel the Rocks, auf die Oper und auf die Harbour Bridge. Alles quasi Open Air, riesige Glasfronten werden bei trockenem Wetter beiseite geschoben.
Wir machen einen Coffeebreak und genießen das Panorama.
(Foto: Café auf der Aussichtsterrasse im Museum of Contemporary Art am Circular Quay)
Danach schauen wir einer Frau zu, wie sie in eine Box klettert, die ungefähr die Maße eines Schuhkartons hatte (siehe Foto).
Vielleicht war sie auch etwas größer aber sie sah winzig aus. Ich glaube sie heißt Bendy M – die Frau. Es war sehr unterhaltsam.
Danach bummeln wir noch durch the Rocks, schauen uns die Oper von Nahem an.
Matteo bemerkt passend „guck mal das da sieht aus wie ein Gesicht“ (siehe Foto).
Wir fahren dann nach Manly Beach, wo wir etwas bummeln und lecker thailändisch direkt am Pier essen.
Abschied von Sydney
Das also war Sydney – wir haben quasi nur ein Viertel kennengelernt, das aber hat uns sehr gut gefallen!
Ich denke für die Kids war es die beste Art und Weise, sich zu beschränken.
Heute Abend heißt es packen und morgen holen wir das Wohnmobil ab, das für die nächsten fünf Wochen unser Zuhause auf Rädern sein wird.
Wir sind immer noch unterwegs!
Hier geht es weiter zum nächsten Teil des Reiseberichts > von Sydney nach Port Macquarie….
Reiseführer zu Australiens Ostküste:
Hallo Ihr Vier, habe gerade euren Bericht gelesen und mich an einigen Stellen auch richtig amüsiert. Werden eure Reise weiterhin verfolgen. Wir wünschen für den Rest der Reise viel Spaß und gutes Wetter. Liebe Grüße Ingrid und Lothar
Hallo! Danke für den ausführlichen Bericht. So toll, dass ihr das gemacht habt – wir haben dieses Jahr das selbe vor, auch Australien mit 2 Jungs, dann 5 und 7 Monate. Waren damals beim 1. Kind 8 Wochen in den USA mit dem Camper unterwegs und es war genial!